Unterschiede zwischen Vedischer und Westlicher Astrologie

1. Zwei unterschiedliche Tierkreissysteme

Der größte und offensichtlichste Unterschied zwischen den beiden Systemen besteht darin, dass die Vedische und die Westliche Astrologie zwei unterschiedliche Tierkreissysteme zugrunde legen. Während die Westliche Astrologie mir dem tropischen System arbeitet (der die Beziehung zwischen Erde und Sonne darstellt), basiert die Vedische Astrologie auf dem siderischen Tierkreis (der die Beziehung zwischen den Planeten und dem Fixsternhimmel zeigt).

Der tropische (tropos = Wendepunkt) Tierkreis beginnt mit der Frühlings-Tagundnachtgleiche oder auch Sonnenwende auf 0° im Zeichen Widder und orientiert sich somit immer am Stand der Sonne. Der Beginn des natürlichen Tierkreises findet daher im westlichen System jährlich ungefähr zum gleichen Zeitpunkt (ca. 21. März) statt.  Durch die Präzession/Neigung der Erdachse hat sich dieser Frühlingspunkt jedoch im Laufe der Jahrtausende langsam rückwärts nach Osten verschoben – jährlich um ca. 50´ 3‘‘ und insgesamt in den letzten fast 2000 Jahren um mittlerweile ca  24°. Dies entspricht fast einem gesamten Tierkreiszeichen, das 30° umfasst. Die Vedische Astrologie berücksichtigt diese Verschiebung, indem sie sich am siderischen Tierkreis (siderisch=auf die Sterne bezogen), also bestimmten Fixsternkonstellationen, orientiert. Der ehemalige Frühlingspunkt 0° Widder, der im Jahr 285 noch bei beiden Systemen in etwa gleich war, liegt im Vedischen Tierkreis mittlerweile bei etwa 5° Fische.

Der Längenunterschied zwischen den beiden Berechnungssystemen wird Ayanamsa genannt: ayana = Sonne, amsa = Abschnitt. Ayanamsa beschreibt also die Strecke, die der Frühlingspunkt jedes Jahr, bedingt durch die Präzession der Erdachse, wandert.

In der Praxis bedeutet das, dass sich im Horoskop die Positionen des Aszendenten und der Planeten um etwa 24° zurück verschieben. Daher ergeben sich, verglichen mit dem westlichen Horoskop, sehr häufig Veränderungen von Aszendenten- und Planetenzeichen.

2. Verwendung von Nakshatras

Ein weiterer Unterschied ist die in der westlichen Astrologie unbekannte Verwendung von 27 Mondkonstellationen, den Nakshatras, die jeweils  13°20´Länge umfassen und bei der Horoskopdeutung immens wichtig sind. Jedes Nakshatra hat seinen eigenen Mikrokosmos mit Symbolen, ihm zugeordneten planetaren Herrschern, Gottheiten, Mythen, die eine facettenreiche und tiefgehende Interpretation ermöglichen. Bei der Erstellung eines Muhurtas (der Wahl des günstigsten Zeitpunktes für ein Vorhaben) ist die Betrachtung der Nakshatras von großer Bedeutung. Ebenso ist die Deutung der Nakshatras elementar in der Partnerschaftsastrologie.

Rahu und Ketu

In der indischen Astrologie ist die Betrachtung der Mondknoten, die hier Rahu (der nördliche Mondknoten) und Ketu (der südliche Mondknoten) genannt werden, von großer Bedeutung. Hier geht es um das Erkennen karmischer Strukturen und Seelenaufgaben, den Status der Seele auf ihrer Reise, um Schicksal, Lebensaufgaben und Entwicklungspotential. In der Vedischen Sicht liegt das Augenmerk auf der Entwicklung unseres Lebensplans. Die Interpretation der Mondknoten, ihrer Häuser- und Zeichenposition und anderer Deutungsmöglichkeiten ist ein Kernthema der Vedischen Astrologie.

Die Vedische Astrologie bezieht 16 Vargas – Unterhoroskope – für unterschiedliche Lebensbereiche ein. Vargas sind eine Art Mikro-Horoskope, die eine tiefgehende Erklärung und Deutung bestimmter Themen wie z.B. berufliche Karriere, Kinder, Partnerschaft, aber auch spirituelle Entwicklung ermöglicht und zeigt nochmals tiefere Aspekte des betreffenden Bereichs – wie unter dem Mikroskop vergrößert.

Verschiedene Dasa Systeme

Eine Besonderheit der Vedischen Astrologie/Jyotish sind verschiedene Dasa Systeme. Dasa bedeutet „Lebensabschnitt“, aber auch „Grenze, Hemmnis“ und es handelt sich hierbei um die Berechnung bestimmter planetarer Zeitabschnitte oder Planetenphasen, die sehr treffgenau Voraussagen für Ereignisse in einem festgelegten Zeitraum ermöglichen. Die Einbeziehung der Dasas ist tatsächlich eine der „Superpowers“ der Vedischen Astrologie für die Vorhersage.

Yogas

Eine weitere Spezialität der Vedischen Astrologie sind die Yogas – die ursprüngliche Bedeutung ist „Joch“. Als Yoga werden daher untrennbare Verbindungen zwischen Planeten u.a. im Horoskop bezeichnet, die wiederum eine zusätzliche, differenzierte Deutung ermöglichen. Die einfachste Form des Yogas sind z.B. Konjunktionen – diese und andere planetare Beziehungen sind natürlich auch in der Westlichen Astrologie gebräuchlich. Allerdings gibt es in der Indischen Astrologie tausende von Yogas und ca. 300 davon werden aktiv in die Interpretation des Horoskops einbezogen. Gut ist es, wenn man beispielsweise ein Mahapurusha-Yoga (Maha=groß, purusha=Mensch) in seinem Horoskop hat, oder auch ein Raja-Yoga (Raja=König, Herrscher). Das Lernen der Yogas ist schon eine Aufgabe, aber sehr lohnenswert und spannend, weil wir über die Yogas viel über die Persönlichkeitsstruktur, Glück und Unglück, Karma und Dharma erfahren und in die Deutung einbringen können.

Weitere Unterschiede:

  • Die Horoskopdarstellung in der vedischen Astrologie ist nicht kreisförmig, wie im westlichen Horoskop, sondern in einer Rechteckform.
  • Die äußeren Planeten Neptun, Pluto und Uranus werden klassisch im Jyotish nicht berücksichtigt, aber dennoch von einigen Astrologen mit einbezogen.
  • Die Häuser sind mit jeweils 30° immer gleich groß.

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